Radon smart gemessen

    Luftqualität ist ein Thema. Verstärkt wird es gerade durch die Diesel-Diskussion. Dahinter verschwindet fast die Gefährdung durch das radioaktive Edelgas Radon. Und: Gefährdet sind wir in unseren heimischen vier Wänden. Grund genug sich die Gefahr genauer anzusehen und ein smartes Messgerät zu testen.

    Dieselaffäre und Abgasskandal sei dank. Jetzt machen sich mehr Deutsche den je Gedanken über die Luftqualität. Es wurden bereits sogar Fahrverbote für Dieselfahrzeuge ausgerufen. Ob das gut oder schlecht ist, sei an dieser Stelle dahingestellt. Zumindest sind die Luftqualität und die damit verbundenen möglichen Gesundheitsbeeinträchtigungen quasi in aller Munde.

    Radon, die unbekannte Gefahrenquelle?!

    Aber was ist mit der Luftqualität in den eigenen vier Wänden? Haben Sie schon einmal von der Radon-Belastung gehört? Nein? Dabei kann sich dieses Edelgas, das diesmal nicht aus einem Auspuff sondern aus der Erde stammt, in Gebäuden ansammeln und Lungenkrebs hervorrufen. Das Tückische ist, dass die betroffenen Hausbesitzer es weder sehen, riechen noch schmecken können. Und es kommt quasi flächendeckend in Deutschland vor.

    Der Lungeninformationsdienst schreibt dazu: „Radon ist nach dem Tabakrauch die wichtigste Ursache für Lungenkrebs. Über die Atmung nehmen wir Radon und die an winzige Partikel gehefteten Folgeprodukte auf. In der Lunge führt der radioaktive Zerfall zur Bestrahlung der Lungenzellen. Je höher die Radonkonzentration in der Raumluft ist, und je länger wir uns dort aufhalten, desto höher wird das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.“ Der Lungeninformationsdienst ist übrigens eine Kooperation des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL).

    Radon ist zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs

    „Radon  in  Innenräumen  gilt  nach  dem  Rauchen  als  zweithäufigste  Ursache  für  Lungenkrebs.  Ungefähr  fünf  Prozent  aller jährlichen Todesfälle durch Lungenkrebs in Deutschland  werden  dem  langjährigen  Einatmen  von  Radon  und  seiner  radioaktiven  Zerfallsprodukte  in  Wohnungen  oder  Gebäuden zugeschrieben,“ setzt das Umweltministerium von Baden-Württemberg nach.

    Undichte Gebäudehülle lässt Radon durch

    Da Radon über die erdberührenden Teile  einer undichten Gebäudehülle in das Gebäude eindringt und sich dort bei schlechter Durchlüftung anreichert, sind grundsätzlich viele Gebäude, Ein- und Mehrfamilienhäuser, betroffen. Egal, ob es alte oder neue Bauten sind, egal ob ein Keller vorhanden ist oder nicht.

    Screenshot: Carsten Steinke

    Da Radon über die erdberührenden Teile  einer undichten Gebäudehülle in das Gebäude eindringt und sich dort bei schlechter Durchlüftung anreichert, sind grundsätzlich viele Gebäude, Ein- und Mehrfamilienhäuser, betroffen. Egal, ob es alte oder neue Bauten sind, egal ob ein Keller vorhanden ist oder nicht.

    Das Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter empfiehlt „neue Gebäude durchgehend gegen Bodenfeuchte und damit auch gegen das Eindringen von Radon“ abzudichten. An betroffenen Bestandsgebäuden sollten undichte Stellen identifiziert und beseitigt werden. „Auch das Absaugen radonhaltiger Bodenluft unter oder neben dem Gebäude kann helfen, ebenso der Einbau technischer Lüftungsanlagen.“ Und: Nur Messungen können zeigen, ob die Konzentration von Radon in einem Gebäude Schutzmaßnahmen erfordert.

    Radonsensor Airthings Wave im Test

    Wir haben ein Messgerät des norwegischen Herstellers Airthings einem Test unterzogen. Mit dem Sensor namens „Wave“ kann jeder einfach und smart den Radongehalt der Luft in der Wohnung und im Haus überprüfen.

    Überraschend schnelles Pairen

    Gleich nach dem Ziehen des „Batterieschnippels“ gegrüßt das Gerät dem Nutzer im besten Englisch mit einem gesprochenen „Welcome to Airthings“. Das ist doch nett?! Nachdem die App „Airthings Wave“ seinen Platz auf dem IOS- oder Android-Handy gefunden hat, steht das Pairen, also das Verbinden von App und Mess-Sensor, auf dem Programm. Das funktioniert überraschend schnell. Nach dem Anlegen eines Airthings-Accounts und der üblichen Mail-Bestätigung geht es gleich mit der ersten Radon-Messung los.

    Foto: Carsten Steinke

    Die Spannung steigt, ist der Tester betroffen? Die ersten Messwerte verraten 0,3 Radon, 47 Prozent Luftfeuchtigkeit und eine Temperatur von 71 Grad. 71 Grad? Schnell wird klar, der Test wurde nicht im Hochsommer gemacht, sondern es wird Fahrenheit angezeigt. Ein Blick in die Einstellungen offenbart, nach der Inbetriebnahme ist das Gerät auf die USA eingestellt. Das scheint offenbar der Hauptabsatzmarkt für die Norweger zu sein.

    einfach zu installierendes Messwerkzeug

    Mit wenigen Klicks kann der Nutzer von „USA“ auf „Metric“ umstellen. Dann spricht die App zwar immer noch Englisch, aber die Messwerte werden in eher europäischen Maßeinheiten angezeigt. Alles in allem ein einfach zu installierendes Messwerkzeug. Das über farbige Leuchtringe am Gehäuse und in der App auch im Klartext über die Radonbelastung informiert. Etwas ungewöhnlich unter dem Menüpunkt „About“ versteckt, sind die relevanten Werte zu finden. Alles in allem, ein unkompliziertes Messgerät, dass neben der Gewissheit über die Radon-Belastung, dem Nutzer die Beauftragung eines Messunternehmens ersparen kann – und das für knappe 180 Euro bei Amazon (Stand 28.1.19).

    Für Radon gibt es keinen Grenzwert

    Zum Schluss noch ein kurzer Ausflug zu den Messwerten. Bis 48 Becquerel (Bq) pro Kubikmeter, so schreibt es Airthings in der App, ist „no action needed“, also alles im grünen Bereich. Ab 49 Becquerel pro Kubikmeter empfiehlt der Hersteller bereits Maßnahmen.

    Das Bundesamt für Strahlenschutz informiert, dass es für Radon keine Grenzwert sondern nur einen Referenzwert gibt. Dieser liege aktuell bei 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft. Der Lungeninformationsdienst verweist in diesem Zusammenhang unter anderem auf eine Studie, die besagt, dass das Lungenkrebsrisiko pro 100 Becquerel pro Kubikmeter Luft um zehn Prozent anstieg. Das würde eine Verdoppelung bei einer Radonkonzentration von 1.000 Becquerel pro Kubikmeter entsprechen.

    Regelmäßigen Lüften hilft

    Sollte nun eine Belastung gemessen werden, sollte als erstes regelmäßig gelüftet werden. Das empfiehlt Dipl-Ing. Marc Ellinger, Bauherrenberater des Verbands privater Bauherren (VPB), als „erste und einfachste Maßnahme“. Dies könne durch regelmäßiges Querlüften erfolgen oder durch nachträgelichen Einbau von Lüftungsanlagen, eventuell mit Wärmerückgewinnung. Diese dürften allerdings keinen Unterdruck in den Innenräumen erzeugen, weil dadurch das Radon ins Haus gesaugt würde. „Wichtig ist ein schlüssiges Lüftungskonzept.“

    Geschrieben von Alexandra Paesch am 06.02.2019

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