Reinkommen, Wohlfühlen – Klimasteuerung mit Smart Home
Das Zuhause soll ein Ort sein, an dem wir Energie für den kommenden Tag tanken. Ein smartes Home kann den Wohlfühl-Faktor daheim deutlich steigern.
Titelbild: Kermi
Uns allen ist es schon einmal passiert: Wir betreten einen Raum und wollen sofort wieder umkehren. Das liegt daran, dass die Luft im Raum nicht oft genug ausgetauscht wird und es im Zimmer zu heiß, zu kalt oder zu stickig ist. Abhilfe schaffen Lüftungsanlage und Heizung. Dieses Team lässt sich über ein Smart-Home-System steuern und optimal anpassen. „Aber ich habe doch Fenster!“ wird sich so mancher Sparfuchs denken. Das Problem: Bei gut gedämmten, energetisch sanierten Gebäuden reicht es nicht, für ein paar Minuten täglich das Fenster zu öffnen. Dabei wird nicht genug Luft ausgewechselt und Probleme entstehen, die mit zu geringem oder falschem Lüften einhergehen. Die Feuchtigkeit, die sich durch Atmen, Duschen, Kochen und Zimmerpflanzen entwickelt, kondensiert an kühleren Außenwänden oder hinter Möbeln, die dicht an der Wand stehen und bildet Schimmel. Alleine schon aus gesundheitlichen Gründen gilt es, diesen zu vermeiden. Ein weiterer Vorteil der Lüftungsanlage: die Wärmerückgewinnung. Die Geräte entziehen der verbrauchten Luft aus dem Gebäudeinneren thermische Energie. Mit dieser Energie wärmen sie die frische Luft auf, bevor diese ins Wohnzimmer gelangt.
Alleskönner
Der Fensterlüfter „Aeromat VT WRG“ bietet eine Lüftungsleistung von 50m³/h, eine hohe Schalldämmung von 54 dB. Auf Wunsch ist die Steuerung per Smartphone möglich. Das Gerät lässt sich auch mit verschiedenen Luftsensoren ausstatten. Siegenia
Zentral oder dezentral?
Wie funktionieren Lüftungsanlagen? Es gibt zentrale und dezentrale Anlagen. Die Erstgenannten bestehen aus einem Lüftungsgerät mit Ventilatoren, einem Wärmetauscher und einem Luftverteilungssystem. Über Zuluftleitungen wird die frische Luft in die einzelnen Räume geschickt. Genau wegen dieses Luftverteilungssystems eignen sich zentrale Lüftungsanlagen selten für die Sanierung von Gebäuden, da die Rohrleitungen aufwendig verlegt werden müssen. Beim Neubau sieht das anders aus. Hier werden die Rohrleitungen gleich mit eingeplant. Ideal passt die zentrale Wohnraumbelüftung zu Niedrigenergiehäusern oder Passivhäusern. Die brauchen wegen der guten Dämmung kaum Heizenergie, aber einen regelmäßigen Luftaustausch. Dezentrale Lüftungsanlagen eignen sich für den Einbau im Rahmen einer Renovierung. Bei Anlagen an der Hauswand ist eine Kernlochbohrung erforderlich, die ein Profi durchführen kann. Eine weitere Möglichkeit bieten Fensterlüfter. Hierbei handelt es sich um kleine Geräte, die in den Fensterrahmen eingebaut werden. Es gibt zum einen die mechanisch-physikalischen, zum anderen die elektrischen Fensterlüfter. Die mechanisch-physikalischen Lüftungsanlagen regulieren sich selbständig und sorgen so für einen regelmäßigen Luftaustausch. Ventilatoren und ein Wärmetauscher kommen bei den elektrischen Fensterlüftern noch hinzu. Diese beiden Bauteile beschleunigen den Luftaustausch enorm.
Immer richtig
Der Raumfühler vergleicht Soll- und Ist- Temperatur in den Räumen mit Fußbodenheizung. Erkennt er eine Abweichung, steuert er sofort gegen und sorgt wieder für den richtigen Wert. Auch die Luftfeuchtigkeit lässt sich so anpassen. Afriso
Make it smart
Manche Lüftungsgeräte lassen sich via App steuern und bieten verschiedene Modi, um den Komfort der Hausbewohner:innen zu erhöhen. Nutzer können die Wärmerückgewinnung ein- und wieder ausschalten. Das macht an warmen sonnigen Tagen Sinn, wenn die Sonnenstrahlen die Luft im Inneren erwärmen und durch die Wärmerückgewinnung die Temperatur zu stark steigen würde. Damit Sie ruhig schlafen, ist es möglich, die Lüftungsanlage in den Schlafmodus zu schicken. Wenn Sie sich nicht selbst um die Einstellungen kümmern wollen, macht das der Automatikmodus der Anlage. Für den gemütlichen Abend mit Freund:innen gibt es den „Party-Modus”. In einem Raum voller Menschen ist die Luft deutlich schneller verbraucht, als wenn sich eine Person alleine dort aufhält. Deswegen läuft die Lüftungsanlage beim „Party-Modus” auf Turbobetrieb. Und wenn eines der Kinder früher schlafen muss, lässt sich die Lüftungsanlage im Schlafzimmer per App oder Sprachassistent in den entsprechenden Modus versetzen. Währenddessen ist die Lüftungsanlage im Wohnzimmer noch immer mit voller Kraft dabei, den Partygästen die nötige Portion Frischluft zu verschaffen. Über Wenn-Dann-Szenarien können Nutzer die Lüftung mit anderen Komponenten im Smart-Home, wie etwa einem Raumluftsensor oder einem Feuchtigkeitssensor, verbinden. Zum Beispiel kann das System die Lüftungsanlage anschalten, wenn die Luftfeuchtigkeit über die empfohlene Maximalmenge von 60 Prozent ansteigt.
250 Quadratmeter
Die zentrale Lüftungsanlage „LWZ 180/280” wurde speziell für den Einsatz in größeren Wohnungen und Einfamilienhäusern entwickelt. Bei der „Balance”-Variante messen gleichzeitig Sensoren die Luftfeuchtigkeit beziehungsweise
Qualität und lassen die Lüftungsanlage wissen, wie viel Frischluft sie bereitstellen muss. Stiebel Eltron
Smart Heizen
Öl und Gas müssen nicht mehr für unsere Wärme brennen. Vielmehr sind die Erneuerbaren Energien die Quelle für das umweltfreundliche und angenehm warme Eigenheim. Grund dafür ist nicht zuletzt die Photovoltaik-Anlage die günstig Solarstrom zur Verfügung stellt. Eine in das smarte Zuhause eingebundene Wärmepumpe kann die Sonnenenergie nutzen, um über einen Pufferspeicher Wärme für den Abend bereitzustellen. Damit Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage gut miteinander kommunizieren, braucht es ein Energiemanagementsystem. Das verteilt unter allen angeschlossenen Geräten Prioritäten und sorgt dafür, dass jedes seinen Teil vom günstigen Photovoltaik-Strom abbekommt, wenn es ihn benötigt. Wärmepumpen lassen sich zudem smart überwachen und ortsunabhängig steuern. Ebenso ist eine Fernwartung durch Installateur:innen möglich. Wer ein Niedrigenergiehaus oder gar ein Passivhaus plant oder bewohnt, für den lohnt sich vielleicht ein Kombigerät aus Lüftungsanlage und Wärmepumpe. Bauherren erhalten so ein gut aufeinander abgestimmtes System mit geringen Verlusten. Die Heizleistung reicht allerdings nur für diese Gebäudeart. Im Zusammenspiel mit smarten Thermostaten schaffen es die Wärmepumpen, dass es immer so warm ist, wie es sich die Hausbesitzer:innen wünschen.
Bestes Raumklima
Die Lüftungssysteme der Baureihe „CWL-2“ punkten mit integriertem Frostschutz, Vorheizregister und Enthalpie-Wärmetauscher. Anschlüsse für verschiedenste Sensorik sind ebenfalls vorhanden. Wolf
Aus alt mach smart
Die älteste Art zu Heizen ist mit Feuer. Auch hier hat die Smart-Home-Technik komfortable Erleichterungen parat. Eine besondere Atmosphäre, gepaart mit Wohlfühltemperatur und komfortabler Bedienung, kann ein smarter Kaminofen erzeugen. Der sieht aus wie ein gewöhnlicher Kaminofen, hat aber eine smarte Steuerung verbaut. Das bringt einige Vorteile mit sich. Beispielsweise lässt sich die Heizwirkung des Feuers, ganz wie bei einer Heizung, gradgenau regulieren. So muss der Raum nicht wieder abgekühlt werden, wenn der Ofen zu stark geheizt hat. Wie es funktioniert: Der Ofen reguliert die Luftzufuhr selbst und schafft es so, das Feuer genau so heiß zu bekommen, dass es die Räume im gewünschten Ausmaß erwärmt. Ist es zu warm, bremst der Ofen die Luftzufuhr, das Feuer wird kleiner. Wenn der Ofen merkt, dass die Hitze nicht stark genug ansteigt, dann bekommt der Nutzer eine Benachrichtigung auf das Smartphone: Zeit um Brennholz nachzulegen. Ein Nachtmodus sorgt dafür, dass der Ofen weiter glüht und möglichst lange für eine angenehme Temperatur in den Zimmern sorgt. Beim Anfeuern unterstützen die smarten Öfen ebenfalls. Um ein Feuer richtig zum Brennen zu bekommen, braucht es so viel Luft wie möglich und genau die stellen die Öfen bereit. Außerdem gibt es hilfreiche Tipps per App. Durch die effiziente Verbrennung des Holzes sparen Nutzer Brennstoff, da kein Holzscheit unnötig verheizt wird.
Smarte Ideen fürs Raumklima
Nase, Mund und Ohren können zwar einiges, aber die Luftfeuchtigkeit in Prozent anzugeben gehört sicher nicht dazu. Das übernehmen im smarten Zuhause die Sensoren. Die Produktpalette der Hersteller hat so einige Gadgets auf Lager, die Lüftungs- und Heizungsanlage noch smarter machen. Es gibt Sensoren, die Luftfeuchte und CO2-Gehalt messen. Aber auch welche, die verschiedene Schadstoffe erkennen und analysieren. Das hilft, die Gesundheit der Menschen und die Bausubstanz zu schützen. In Badezimmer und Küche kommt es schnell zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit. Deshalb muss die Technik hier besonders aufpassen, dass kein Schimmel entsteht. Die Kombination aus smarter Lüftungsanlage und Feuchtigkeitssensor sorgt konsequent dafür, dass die Luftfeuchtigkeit nie eine vorher festgelegte Prozentzahl überschreitet. So ist auch ein fensterloses Bad vor Schimmel und Schäden gefeit. Räume, in die Sie nicht ständig gehen, beispielsweise der Hobbyraum oder die Werkstatt, profitieren ebenfalls von der richtigen Belüftung. Eine Lüftungsanlage lässt sich mit einem Bewegungssensor kombinieren. Wenn niemand im Raum ist, kann die Anlage Pause machen. Stichsäge, Werkzeugkoffer oder Billiardtisch brauchen schließlich keinen Sauerstoff. Ein Fenster-Tür-Sensor oder ein smarter Fenstergriff erkennen, wenn das Fenster oder die Türen geöffnet sind und können entsprechende Informationen an die smarte Heizungssteuerung weitergeben. Die reguliert den Heizkörper, sodass der herunterfährt und keine Heizenergie durch das offene Fenster verloren geht. Durch Geofen-cing kann das Smart-Home-System erkennen, wann die Bewohner:innen zu Hause sind und wann nicht. Dazu nutzt es die Standortdaten der Smartphones. Lüftung und Heizungssteuerung werden auf Basis dieser Daten an und wieder abgestellt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Smart-Home-Komponenten zu verbinden. Das Ziel – das perfekte Raumklima – kann auf zahlreiche Arten erreicht werden.
Geschrieben von Alexander Jaschke am 15.03.2022
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