Smarte Sicherheit: SmartHome Initiative

    Es ist eine Lebensweisheit – jede Münze hat zwei Seiten. Auch das smarte Heim hat nicht nur Vor- sondern auch Nachteile. Genießen wir die smarten Vorteile und behalten wir die Nachteile im Griff. Sogar bei Gefahren wie Einbruch oder Hacking.
    Von Günther Ohland, Vorstandsvorsitzender der SmartHome Initiative Deutschland

    Man hört immer wieder, dass Einbrecher nun nicht mehr mit dem Brecheisen, sondern mit dem Smartphone kommen und blitzschnell und spurlos Haus- und Wohnungstüren öffnen. Es gab sogar TV-Sendungen, in denen das demonstriert wurde. Die Lebenswahrheit in der realen Welt ist zum Glück eine andere. Für die Kriminalpolizei ist Einbruch sogenannte „Primitiv-Kriminalität“. Jeder, auch ohne schulische oder Berufsausbildung, kann in wenigen Stunden lernen, wie man mit zwei Schraubendrehern blitzschnell und ohne laute Geräusche ein normales Fenster in weniger als einer halben Minute öffnet. Fenster, die auf Kipp stehen, lassen sich noch schneller öffnen. Dazu braucht es kein Spezialwissen, keine langen Vorbereitungen und kein Spezialwerkzeug.

    Schnell muss es gehen

    Der potentielle Einbrecher schaut nach Häusern und Wohnungen, bei denen die Bewohner nicht zuhause scheinen und mit ein paar Handgriffen ist er drin. Schnell an den üblichen „sicheren Verstecken“ nach Bargeld und einschmelzbaren Schmuck gesucht, und dann nichts wie weg. Wenn der Einbrecher nicht sicher ist, ob die Wohnung gerade leer ist, klingelt er halt. Öffnet jemand, spult er seine gelernte Entschuldigung ab. Öffnet niemand, knackt er die Tür. Wie könnte ein SmartHome einem Einbrecher die „Arbeit“ erleichtern? Eine lächerliche Idee.

    Nutzen Einbrecher das Netz?

    Angeblich suchen potentielle Einbrecher das Internet nach Hinweisen ab, wer wann wo und wie lange im Urlaub ist. Zudem sollen sie im Internet auch nach ungesicherten Kameras suchen, die zeigen, ob jemand zuhause ist, oder nicht. Angeblich hacken sie sich in SmartHome Systeme ein, um per Bewegungsmelder oder CO2 Sensor auf die Anwesenheit von Personen zu schließen. Ich glaube, es ist offensichtlich, dass hierfür großer Aufwand und Spezialwissen notwendig sind. Dabei ist es so einfach, auf konventionelle Art zu erfahren, ob genau dieses Haus jetzt gerade frei von Bewohnern ist und damit ein Einbruchsziel sein kann. Beispielsweise wenn es schon dunkel ist, die Rollläden sind noch hoch und das Licht im Haus ist aus. Oder tagsüber, wenn alle Rollläden heruntergefahren sind.

    Theorie und Praxis

    Ja, theoretisch und mit entsprechend großem Aufwand könnten Hacker vom Internet aus Firewalls und sichere Passwörter überwinden, dann im lokalen Netzwerk des Haushalts nachschauen, ob dort überhaupt ein SmartHome-Controller oder vielleicht ein smartes Haustürschloss installiert sind. Auch die sicheren Passwörter dieser Geräte ließen sich theoretisch überwinden und dann könnte man eine vernetzte Tür per Smartphone öffnen. Eine Super-Leistung für eine wissenschaftliche Arbeit oder eine nette Szene im nächsten James Bond. Diesen Aufwand treibt kein Krimineller für eine Durchschnittsbeute von 1200 Euro. Wer in der Lage ist, sich in ein lokales Netzwerk eines Haushalts zu hacken, hat andere Ziele, beispielsweise den Zugriff auf das Bankkonto. Haben Sie also bitte keine Angst vor dem hackenden Einbrecher. Den gibt es in der Realität nicht. Es ist der Polizei auch kein einziger Fall dieser Art bekannt. Ein Kommissar sagte mir einmal „Ein Einbrecher, das könnte, müsste nicht einbrechen. Der hätte Spitzenangebote aus der Industrie“.

    Lange Passwörter sind wichtig

    Und damit niemand sich über ihr Bankkonto hermachen kann, nutzen Sie bitte unbedingt lange, sichere Passwörter. Immer mehr Hersteller gehen dazu über, ihre Geräte bereits ab Werk mit sichereren, einmaligen Passwörtern auszustatten. Die Zeiten von User = admin und Passwort = admin sind (hoffentlich) endgültig vorbei.

    Passwörter auch mal ändern

    Immer wieder tauchen merkwürdige Geschichten über smarte Häuser auf, mit deren Hilfe ihre Bewohner terrorisiert werden. Da soll ein Mann seiner Exfreundin immer dann die Klimaanlage auf Frost gestellt haben, wenn sein Nachfolger zu Besuch war. Wieso hat der Ex ein funktionierendes Passwort und den Zugangscode? Also sofort Code löschen, einen neuen vergeben und schon wird es wieder kuschelig warm. Und wenn man selbst nicht weiß wie es geht, es gibt dafür Spezialisten, die bringen die Welt in wenige Minuten wieder in Ordnung.

    Kaffeemaschine im Internet

    Es gibt auch ernsthaft Leute die befürchten, dass Erpresser sich in ihre vernetzte Kaffeemaschine hacken und sie erst wieder freigeben, wenn ein Lösegeld gezahlt wird. Abgesehen davon, dass ich den Sinn einer mit dem Internet vernetzten Kaffeemaschine – aus Kundensicht – nicht verstehe. Den Morgen-Kaffee per App brühen, funktioniert bei guten Vollautomaten nicht. Das erste, was nach dem Einschalten passiert, ist der Reinigungs- bzw. Spüldurchlauf. Das Reinigungswasser möchte ich nicht in der Tasse haben. Eine lokal vernetzte Kaffeemaschine kann insofern sinnvoll sein, dass man auf dem Smartphone seine individuelle Kaffeepulver-Wasser-Zucker-Mich-Mischung abspeichert und per Fingertipp abruft. Auch wären Warnungen vor Wartungsintervallen ganz nützlich. Eine Freigabe der Maschine im Internet ist dazu allerdings nicht notwendig. Eine Maschine, die man aus dem Internet „nicht sehen“ kann, wird auch nicht gekidnappt.

    Nicht verunsichern lassen

    Lassen Sie sich von reißerischen Berichten über das ach so unsichere und gefährliche SmartHome nicht verunsichern. Nicht alles, was theoretisch und im Labor geht, macht für kriminelle Personen und Organisationen wirtschaftlichen Sinn. SmartHome hilft, mit Fenstersensoren und funkenden Alarm-Fenstergriffen, sowie richtig platzierten Bewegungsmeldern Einbrüche und Einbruchsversuche zu erkennen. Natürlich haben Sie Ihr smartes Haus auch mit sicheren Fenster- und Türbeschlägen ausgestattet. Das smarte Haus reagiert bei Anzeichen eines Einbruchversuchs automatisch und versucht den Einbrecher zu vertreiben. Smarte Kameras bieten den eindeutigen Beweis, ob ein Einbruch vorliegt. Sie sind per Handy-Video live dabei und können sofort reagieren und die Polizei informieren. Das ist der Nutzen von SmartHome. Das Restrisiko Hacking, ist vernachlässigbar gering. 

    Geschrieben von Günther Ohland am 31.08.2018

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