Smartes Licht – Mehr als „hell“ und „dunkel“

    Licht aus, Licht an – mehr machen die wenigsten von uns mit ihren Lichtern nicht. Dabei gibt
    es inzwischen Leuchten und Systeme, die mit einer extra Portion Komfort ­ausgestattet sind
    und einen Nutzen mit sich bringen, der weiter über hell und dunkel hinausgeht.

    Titelbild: Eve Systems

    Ohrenbetäubend tönt der Wecker. Die Uhr zeigt die Ziffern 05:00 an. Frühschicht. Draußen ist es noch finster. Trotzdem: Die Arbeit ruft. Langsam geht es ins Bad. Der Lichtschalter wird betätigt und das vorher dunkle Badezimmer erleuchtet strahlend hell. Schnell die Augen zu, so viel Licht am Morgen muss nicht sein. Dann, die Morgenroutine ist beendet, geht es los zur Garage und zum Auto. Als Nächstes hinters Lenkrad und los. Wenn die Arbeit getan ist, geht es wieder zurück nach Hause. Jetzt noch was Leckeres essen und dann ab vor den Fernseher, gemütlich den Abend ausklingen lassen. Kinoatmosphäre … nicht ganz. Das Wohnzimmerlicht ist viel zu hell. Auf dem Bildschirm ist kaum etwas zu sehen. Also zum Lichtschalter, Licht aus, zurück zum Sofa. Zack – ein Spielzeug der Kinder wird in der Dunkelheit zur Stolperfalle. Die Frustration ist groß. Der angenehme Abend ist gelaufen. Solche Szenarien hatten die Entwickler von smarten Leuchten im Kopf. Sie wollen erreichen, dass die heimischen Leuchten keine grellen Störer mehr sind. Sie sollen zu komfortablen Alltagsbegleitern werden, die auf jede Situation angepasst strahlen und gleichermaßen für Stimmung sorgen.

    Paulmann Solar-Außenleuchten

    Smart und Überall

    Intelligente Leuchten bieten im Außenbereich auch ohne Stromanschluss Licht. Mit Hilfe von Solarmodulen laden sie ihre Akkus tagsüber auf und sind dann startbereit für die Nacht. Preis: ab 70 Euro. Bild: Paulmann

    Szenarien und Anwendungen

    Auf Knopfdruck oder per App können verschiedene Lichtstimmungen in den Räumen gestartet werden. Macht es sich beispielsweise ein Bewohner auf dem Sessel mit einem guten Buch bequem, ist für ihn natürliches, sanftes Spot-Licht am angenehmsten. Wenn ein anderer Bewohner gerade das Essen zubereitet, möchte er vielleicht eher kühles, helles Arbeitslicht, um wirklich jedes Detail zu erkennen und sich nicht in die Finger zu schneiden. Dann am Abend treffen sich die Hausbewohner auf dem Sofa, schauen gemütlich einen Film und möchten sich trotzdem im Raum zurechtfinden. Also wird das Hauptlicht gedimmt und auf ein besonders rötlich anmutendes Warmweiß umgeschaltet. Was ist daran smart? Diese Farbszenen können bereits vorprogrammiert werden und sind per Fingertipp oder Zu einer vorgegebenen Uhrzeit schnell gestartet. Manche smarte Leuchten ermöglichen auch eine Synchronisierung mit dem Fernseher oder Computer. Die Farben der Leuchten passen sich dann an die Inhalte auf dem Bildschirm an.

    Was der Markt bietet Viele Wege führen zum smarten Licht. Da gibt es zum einen die Integration der Lichter in ein Smart-Home-System. Das bedeutet: Die Glühbirnen, Tischlampen und LEDs werden alle von einer smarten Zentrale gesteuert. Die wiederum lässt sich, je nach Konfiguration, per App, Sprachsteuerung oder Wandtaster vom Anwender bedienen. Im Neubau lässt sich die smarte Zentrale gleich mitdenken und ohne größeren Aufwand auch als kabelgebundenes KNX-System verbauen. Auf dieses System lassen sich Smart-Home-Softwares installieren und smarte Geräte steuern. Funkbasierte Systeme sind jederzeit einfach installierbar. Wenn es nicht gleich ein ganzes Smart-Home-System sein soll, gibt es auch die Möglichkeit, einzelne Lampen mit smarten Leuchten auszustatten.

    Loxone LED Pendel

    Einzigartige Lichtcharakteristik

    Die LED-„Pendulum Slim“-Leuchten sorgen für eine schöne Lichtstimmung und modernen Stil. Preis: ab 208 Euro. Loxone

    Alte Lichter, neue Intelligenz

    Auf dem Weg zum smarten Lichtsystem müssen die altbekannten und liebgewonnenen Leuchten nicht gleich weichen. Smarte Steckdosen hauchen den alten Leuchtmitteln neue Intelligenz ein. Viele der Zwischenstecker sind kompatibel mit einem Smart-Home-System und erlauben es so, die schöne alte Leselampe beispielsweise per Sprachsteuerung einzuschalten. Wer schnell und vergleichsweise einfach die Hausbeleuchtung umrüsten möchte, der schafft das mit einem smarten Lichtschalter. Der sieht aus wie ein gewöhnlicher Lichtschalter, bringt dessen altbekannte Funktionen mit, erlaubt darüber hinaus eine umfangreiche Steuerung per App. So lässt sich beispielsweise das Wohnzimmerlicht mit dem Sonnenuntergang takten, sodass das Deckenlicht automatisch immer genau dann angeht, wenn es gebraucht wird. Das ist Komfort, den manch ein Hausbewohner schon bald nicht mehr missen möchte.

    Kombinieren und ausprobieren Smarte Leuchten können noch mehr Vorteile bieten, wenn sie mit anderen Bauteilen eines Smart-Ho­me-­Systems kombiniert werden. So kann die Beleuchtung teil bestimmter Szenarien sein wie morgens sanft vom heller werdenden Licht geweckt zu werden, während die Heizung im Bad bereits vorheizt. Abends könnte das Stichwort „Dinner“ für die Sprachsteuerung das Zeichen sein, das Licht zu dämmen und leise Musik zu starten. Für die gefühlte und echte Sicherheit sorgt ein „Alles-Aus-Knopf“ in der Nähe der Haustür dafür, dass alle Leuchten, smarten Geräte oder smarten Steckdosen abgeschaltet sind. So muss sich niemand mehr unterwegs fragen, ob der Herd angelassen wurde oder das Licht noch brennt.

    Lichtwecker Phillips

    Einschlafhilfe

    Neben dem simulierten
    ­ Sonnenaufgang bieten manche Lichtwecker auch
    eine Sonnenuntergangs-Option, die beim
    Einschlafen helfen soll. Philips Hue / signify

    Die innere Uhr stellen

    Um die Jahrtausendwende entdeckten Forscher einen Rezeptor im menschlichen Auge, der die innere Uhr stellt und zwar auf Basis des einfallenden Lichts. Durch unsere innere Uhr werden wir zu bestimmten Zeiten wach, fit und aufnahmefähig. Zu anderen Zeiten müde und schläfrig. Smarte Beleuchtung kann den natürlichen Lichtverlauf eines Tages simulieren und damit die innere Uhr beeinflussen. Alles beginnt beim Wecker. Lichtwecker simulieren den Aufgang der Sonne und machen so aus dem verschlafenen Aufschrecken zu dunkler Stunde ein sanftes Erwachen. Wer sein ganzes Beleuchtungssystem auf smart umstellen möchte, sollte beim Kauf eines Lichtweckers ebenfalls darauf achten, dass er sich smart integrieren lässt, um beispielsweise die Kopplung mit der badheizung erst möglich zu machen. Aber nicht nur beim Aufstehen hilft eine, an den Tagesverlauf angepasste, Beleuchtung. Wer beispielsweise viel im Home-Office arbeitet, kann sich so ohne weitere Mühe sein Wohlbefinden stärken. Wie das funktioniert: Morgens aktiviert uns helles, neutralweißes Licht. Beim Arbeiten hält uns dieses neutrales oder sogar bläuliches Licht frisch und konzentriert. Licht mit hohen Rotanteilen am Abend macht müde und versetzt uns in eine gemütliche Stimmung. Irgendwann, wenn das Licht ausgeht, ist der Körper dann bereit für einen tiefen und erholsamen Schlaf.

    Anwesenheit simulieren

    Smarte Leuchten tragen nicht nur zum Komfort bei, sondern auch zur Sicherheit. Einbrecher scheuen üblicherweise die Konfrontation mit dem Hausbesitzer. Sie warten, bis niemand daheim ist und schlagen dann erst zu. Schnell ins Haus, Wertgegenstände mitnehmen, wieder weg. So ist es für sie am einfachsten. Gebäude, in denen die Bewohner anwesend sind, sind deshalb keine beliebten Ziele. Genau hier kommen smarte Leuchten ins Spiel. Sie lassen sich so programmieren, dass sie zu bestimmten Zeiten an- und ausgeschaltet werden und das ohne einen anwesenden Hausbewohner. Gewiefte Diebe durchschauen jedoch ein solches immer gleich aussehendes Täuschungsmanöver. Manche Hersteller haben deshalb die Möglichkeit eingebaut, Zufallsroutinen einzustellen. Das bedeutet: Ein Nutzer definiert ein Intervall innerhalb dessen die Beleuchtung angehen soll. Die App wählt nun selbständig und stets wechselnd, wann innerhalb dieses Intervalls die Lampen angeschaltet werden. Die Anwesenheitssimulation lässt sich noch weiter ausbauen. So schaffen es manche Leuchtmittel, das klassische blaue Leuchten und Flackern eines Fernsehers im Wohnzimmer zu imitieren. In Kombination mit einem Outdoorsensor können sich die Lampen im Haus selbständig anschalten, sobald sich beispielsweise eine Person in der Nähe des Hauseingangs befindet. Das Täuschungsmanöver wird komplexer, wenn mehr smarte Bauteile als nur die Leuchten eingebunden werden. Möglichkeiten bieten beispielsweise selbständig herunterfahrende Rollläden oder eine programmierbare Musikanlage. So kann der Urlaub sorgenfrei beginnen.

    evon smart-home

    Die Mischung machts

    Per App können Nutzer verschiedene smarte Bauteile mit ­intelligenter Beleuchtung verbinden. So lässt sich ein komplettes Konzept erstellen. Evon

    „Alexa, Licht an!“ Wer abends voll bepackt mit Einkaufstaschen in die noch dunkle Wohnung kommt, muss nicht mehr umständlich nach dem Lichtschalter suchen. Ein schnelles „Alexa, Licht an!“ reicht völlig und schon leuchtet der Flur und die Schuhe des Kindes auf dem Boden werden nicht zur Stolperfalle. Siri, Alexa und der Google Assistant können noch mehr, als nur die Lichter in einzelnen Räumen an und abschalten. Über die Stimme lassen sich Szenen aktivieren, Lichter dimmen oder die Farbe der Beleuchtung verändern. Die Sprachassistenten schaffen es außerdem smarte Leuchtmittel von verschiedenen Herstellern gleichzeitig zu steuern. So muss sich ein Nutzer nicht gleich auf eine Firma festlegen. Allerdings empfiehlt es sich, die Einrichtung eines smarten Lichtsystems (nicht nur) mit Sprachassistent zu planen und genau zu überlegen, welche Produkte von welchen Herstellern im Einkaufswagen landen. Schließlich sind nicht alle Sprachassistenten mit allen Lichtsystemen kompatibel.

    Immer verbunden Möchten Sie auch Ihr Gartenhäuschen oder Ihre Garage smart beleuchten? Manchmal ist die Funkverbindung des Smart-Home-Systems auf diese Entfernung nicht mehr stark genug. Die Leuchte will sich einfach nicht mit der smarten Zentrale verbinden. Abhilfe schaffen die Leuchten mancher Hersteller selbst. Eingeschaltet dienen sie nämlich als Verstärker für das Signal, das von der Smart-Home-Zentrale ausgeht und auch die anderen Geräte im Umkreis steuert. Bei vielen Herstellern ist die Anzahl der steuerbaren Leuchten außerdem begrenzt. Falls es um größere oder außergewöhnlich beleuchtete Gebäude geht, ist es deshalb manchmal sinnvoll, eine weitere Steuerungseinheit für smarte Leuchten hinzuzufügen. Oftmals klappt das Programmieren der zweiten smarten Steuerungseinheit ebenfalls in der bereits vorhandenen App.

    Geschrieben von Redaktion am 09.09.2021

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