Maschinen die Sprechen

    Helfen, unterstützen, mitmachen – das können digitale Sprachassistenten leisten. Aber welcher von ihnen darf in mein Eigenheim? Und wie kann ich mich eigentlich mit den Maschinen unterhalten? Hier ein Überblick.

    Laut sage ich: „Schreib Brot auf die Einkaufsliste“ – der mobile Helfer aus der Hosentasche führt den Befehl aus und im Zeitraum von einem Wimpernschlag findet sich auf dem Smartphone eine Notiz „Einkaufsliste“. Das klappt, weil das Mobiltelefon nicht nur über den Touchscreen, sondern auch über die Sprache Befehle entgegennimmt. Aber nicht nur das Smartphone hört zu und arbeitet mit. Wer sein Zuhause entsprechend ausgestattet hat, braucht nur die magischen Worte zu sagen und schon geht das Licht an, die Heizung sorgt auf Befehl dafür, dass es in der Wohnung kuschelig warm wird und der Speaker spielt den Lieblingsradiosender. Dann gibt es erst einmal Frühstück und weil Brot fehlt, landet eben der Jogurt auf dem Frühstückstisch. Eine Stunde kann ich mir für die Morgenroutine nehmen. Es folgt der Sprachbefehl „Timer auf eine Stunde“ – der Smart-Speaker gehorcht. Nachdem der morgendliche Hunger gestillt ist, die Zähne geputzt sind und der Schlafanzug den Alltagsklamotten gewichen ist, ist es Zeit einzukaufen. Wo gab es nochmal dieses leckere Brot? Wieder der Sprachbefehl, dieses Mal an das Navigationssystem im Auto: „Letzte Ziele“. Schnell ist der Bäcker gefunden und der Motor springt an. Das Brot ist in greifbarer Nähe. Morgen früh muss es kein Jogurt sein. So oder so ähnlich sieht heute die Realität aus. Wer seine Geräte smart einrichtet, der kann das ständige auf die Uhr gucken, auf der Karte suchen, Radiosender einstellen und Einkaufszettel schreiben per Sprachbefehl an smarte Diener auslagern. Dass die Entwickler:innen auf Sprache setzen, ist nicht verwunderlich. Durch sie kommunizieren wir mit unseren Freunden, Verwandten und Bekannten. Wir lernen Sprache von Kindesbeinen an und können sie schneller und einfacher benutzen als eine Tastatur.

    Rademacher smarter Zwischenstecker

    Home-Office-Assistent

    Home-Office-Assistant
    Über die Sprachsteuerung lassen sich Routinen definieren, die beim Start in den Home-Office-Tag helfen. Dabei lassen sich auch ältere Geräte mit Hilfe von smarten Zwischensteckern in Routinen einbinden. Rademacher

    Wie funktioniert Sprachsteuerung?


    Technik unterhält sich eigentlich nicht auf Deutsch, Englisch, Französisch oder Spanisch. Statt der für uns üblichen Worte werden Bits und Bytes, also elektrische Daten, ausgetauscht. Damit aus gesprochenen Worten für die Geräte verständliche Signale werden, nehmen die Sprachassistenten Fragen oder Befehle mit Mikrofonen auf, sobald die Nutzer:innen das Aktivierungswort sagen. Hier wartet schon die erste Herausforderung. Das Gerät muss schließlich auch mit den verschiedenen Dialekten und Akzenten klarkommen und die Sprechgewohnheiten seiner Nutzer:innen verstehen. Das Aufgenommene wird in einem ersten Schritt in geschriebenen Text umgewandelt. Ein Algorithmus durchsucht den Text dann nach Fragen oder Befehlen und gibt Antworten oder steuert entsprechende verbundene Geräte an. Natürlich soll dieser Prozess reibungslos verlaufen. Deshalb setzten die Hersteller auf personalisierte Daten. Sie wollen, dass die Sprachassistenten immer besser mit den individuellen Wünschen, Befehlen und Fragen jeder Nutzerin und jedes Nutzers klarkommen. Dazu wird in den meisten Fällen ein KI-Algorithmus benutzt, der stetig dazulernt. Offline funktionieren die Sprachassistenten bisher nur bedingt. Schließlich muss jeder, der die aktuelle Nachrichtenlage erfahren will, auch ins Netz. Befehle wie: „Licht an“ oder „Heizung auf 20 Grad“ klappen offline nur mit den neueren Modellen, da Geräte der älteren Generation die erforderliche Rechenleistung nicht aufweisen.


    Welche Sprachsteuerungen gibt es?


    Der Markt wird von Amazons Alexa, dem Google Assistant und Apples Siri beherrscht. Die Sprachassistenten der Platzhirsche lassen sich dabei auch mit Geräten von Drittanbietern nutzen. Neben den drei Marktriesen gibt es noch Microsoft Cortana und Bixby von Samsung. Auch die deutsche Telekom hat mit Hallo Magenta einen eigenen Sprachassistenten im Rennen. Allerdings sind die drei letztgenannten wegen ihres geringen Marktanteils eher selten in den Wohnungen vertreten. Microsoft hat Cortana für IOS und Android eingestellt. Die Sprachsteuerung ist außerdem keine Systemanwendung mehr für Windows 10 und soll in Zukunft mehr im Office-Bereich eingesetzt werden. Bixby hat mit Problemen bei der Entwicklung zu kämpfen und ist scheinbar generell noch nicht so fähig, wie die Sprachassistenten der Marktführer. Der digitale Helfer der Deutschen Telekom funktioniert bisher nur im deutschsprachigen Raum, was seine Marktmacht per Definition beschränkt. Allerdings gibt es bereits Pläne, den Sprachassistenten in verschiedenen anderen europäischen Ländern auf den Markt zu bringen.

    Telekom Smart Speaker

    Sprachsteuerung Made-in-Germany

    Mit Magenta SmartHome lässt sich das intelligente Eigenheim programmieren und anpassen. Telekom


    Welche Geräte passen?


    Wenn ich mein Zuhause mit Alexa, dem Google Assistant oder Siri steuere, dann soll das auch klappen. Natürlich funktionieren die Sprachassistenten auf den eigenen Geräten der drei Konzerne. Digitale Helfer von anderen Firmen müssen die entsprechenden Schnittstellen aufweisen. Die Liste der Geräte, die mit Amazons Alexa kompatibel sind ist beinahe unendlich. Meistens findet sich auf der Herstellerwebsite einen Hinweis. Natürlich kann ein Smart-Home-User einfach im Amazon-Shop nach passenden Geräten suchen. Auch bei Google ist die Liste der kompatiblen smarten Geräte inzwischen beinahe unendlich. Bei Apple wird die Auswahl schon etwas kleiner. Der IPhone Konzern zertifiziert die smarten Helfer und hat eine Liste auf seiner Website veröffentlicht. Dazu gehören unter anderem Luftreiniger, Kameras und Schlösser. Regelmäßig kommen Produkte dazu.


    Aber was ist mit der Datensicherheit?


    Einen 100-prozentigen Schutz vor Cyber-Angriffen gibt es nicht. Allerdings ist es mit ein paar einfachen Tricks möglich, das Smart-Home sicherer zu machen. Vielleicht am wichtigsten ist es, ein sicheres Passwort zu wählen. Hacker können Eingabefelder für Passwörter recht schnell knacken, indem sie sie mit Einträgen in Wörterbüchern und mit gängigen Zahlen- und Buchstabenkombinationen abgleichen. Diese Aufgabe erledigen Programme im Handumdrehen. Deshalb bietet sich ein Passwort an, dass Sonderzeichen enthält, möglichst lang ist und nicht im Wörterbuch steht. So kommen die Programme, die die Passwörter knacken, an ihre Grenzen. Sinnvoll ist es außerdem, für jedes Portal ein anderes Passwort zu verwenden und diese regelmäßig zu ändern. Sicherer wird das Smart-Home auch, wenn Kund:innen darauf achten, dass gekaufte Geräte verschlüsselt miteinander kommunizieren. Der Vorteil: Jeder, der die Kommunikation mitliest, liest scheinbar unsinnig aneinandergereihte Buchstaben und Zahlen. Ein weiteres gängiges und altbekanntes Einfallstor für Schadsoftware sind Phishing-Mails. Die bösartigen Programme werden häufig in Form von Mails an User verschickt, die dann unbedarft auf einen Link klicken und Schadsoftware auf einem Gerät installieren. Hier ist es besonders wichtig, den Absender einer Nachricht genau zu kontrollieren. Ein weiteres Problem sind Downloads. Wer aus nicht vertrauenswürdigen Quellen Programme herunterlädt, muss damit rechnen, zu seinem heruntergeladenen Programm auch einen Virus zu bekommen. Aber nicht nur das Thema Viren treibt die Besitzerinnen und Besitzer von Smart-Home-Systemen um. Viele fragen sich, was Amazon, Google und Co. mit den Daten machen, die sie bekommen. Amazon wertet standardmäßig und stichprobenartig Sprachsequenzen aus, wenn die Funktion nicht ausgeschaltet wird. Auch beim Google Assistant wird ein geringer Teil der Sprachausgaben von Google-Mitarbeitern ausgewertet – das Unternehmen spricht von 0,2 Prozent. Hier müssen die Nutzer der Datenauswertung zustimmen. Siri hört ebenfalls mit und auch bei Apple werden die Daten ausgewertet. Hier muss der Datenauswertung aktiv zugestimmt werden. Der Sprachassistent der Deutschen Telekom bietet laut Hersteller den Vorteil, dass die Daten ausschließlich in der Europäischen Union verarbeitet werden.

    Fernseher per Sprachbefehl bedienen

    Statt Fernbedienung

    Das „Smart Home IR Remote Control Center“ ermöglicht die Bedienung des Fernsehers per Sprachbefehl. inLine


    Neue Entwicklungen?


    Autohersteller setzen mehr und mehr auf die Entwicklung von Sprachassistenten für ihre Fahrzeuge. Diese sollen beispielsweise Fahrer:innen über den technischen Stand des Fahrzeugs informieren, Warnhinweise erklären oder die Navigation übernehmen. In neueren Fahrzeugen gibt es das bereits. Auch die deutsche Bahn entwickelt einen digitalen Assistenten, der über Verbindungen, Tickets, Gegebenheiten am Bahnhof und Störungen informieren soll. Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen versuchen aktuell, die Digitalisierung voranzubringen. Die Zukunft wird zeigen, wo Sprachassistenten noch überall zum Einsatz kommen werden und ob die drei Konzerne Google, Apple und Amazon ihre Marktmacht weiterhin behaupten können.

    Geschrieben von Redaktion am 26.08.2021

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